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Fan-Gipfel in Berlin: Gemeinsame Erklärung der Teilnehmer

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Am vergangenen Donnerstag (1. November 2012) trafen in Berlin zirka 250 Fanvertreter von insgesamt 49 Vereinen von der 1. Bundesliga bis zur Regionalliga zu einem Fan-Gipfel zusammen. Anlass für dieses Treffen war der Ablauf der Frist für die Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga, zum DFL-Konzeptpapier “Sicheres Stadionerlebnis” Stellung zu nehmen.

Sicheres Stadionerlebnis

Deutschlands Fußballstadien genügen höchsten Sicherheitsstandards. Eine Beeinträchtigung des Stadionerlebnisses z.B. durch unzumutbare Personenkontrollen und eine nachhaltige Beschädigung traditioneller Fußballkultur in den Stadien etwa durch die Abschaffung von Stehplätzen ist sachlich nicht begründet und wird daher abgelehnt. Verantwortlich für die Sicherheit in ihren Stadien sind die Vereine. Sie müssen deshalb von den Verbänden den nötigen Spielraum bekommen, lokal wirksame, den individuellen Gegebenheiten entsprechende Sicherheitskonzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Fans, Vereine und Verbände bilden Solidargemeinschaft Fußball

Fußball lebt von den Vereinen, die ihn betreiben, von den Verbänden, die ihn organisieren und vermarkten und den Fans, die ihn lieben und zu einem emotionalen Kulturgut machen. Alle Akteure, insbesondere jedoch der DFB als größter Sportverband Deutschlands und der Ligaverband als Vertretung der beiden umsatzstärksten Fußballligen Deutschlands, sind aufgefordert, ungerechtfertigten Angriffen inhaltlich fundiert entgegenzutreten und unberechtigte Forderungen deutlich und öffentlich wirksam zurückzuweisen. Der Fan-Gipfel fordert beide Verbände auf, das behauptete Gewaltproblem im deutschen Fußball schnellstmöglich unabhängig und differenziert untersuchen zu lassen, um die auch medial hitzig geführte Debatte zu versachlichen. Darüber hinaus muss eingeleiteten Maßnahmen (z.B. 10-Punkte-Plan, AG Fanbelange beim DFB) Zeit zur Entfaltung ihrer Wirkung gegeben werden, anstatt sie durch ständig neue Konzepte („Sicheres Stadionerlebnis“) selbst zu unterlaufen.

Gewaltfreiheit

Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung im Zusammenhang mit Fußballspielen lehnt der Fan-Gipfel selbstverständlich sowohl innerhalb als auch außerhalb von Fußballstadien strikt ab. Der Fan-Gipfel ruft alle Beteiligten dazu auf, gewalttätige Auseinandersetzungen zu vermeiden und Straftaten entgegenzuwirken. Wer nachweislich gegen geltendes Recht verstößt, ist nach geltendem Recht zu sanktionieren. Der Fußball braucht kein Parallelstrafrecht und keine Kollektivstrafen.

Dialog beginnt im Verein

DFB und Ligaverband agieren im Auftrag ihrer Mitglieder: der Vereine. Die Berücksichtigung von Faninteressen und die lokale Lösung von Problemen ist deshalb zuerst Aufgabe der Vereine. Der Fan-Gipfel ruft Deutschlands Fußballfans dazu auf, sich für einen Dialog auf Augenhöhe in ihren Vereinen zu engagieren, die Vertretung ihrer Interessen dort strukturell zu verankern und aktiv wahrzunehmen. Der Fan-Gipfel fordert die Vereine auf, den Dialog mit ihren Fans wahrzunehmen und sie in Entscheidungen einzubeziehen, ihre präventive Arbeit zu verstärken und mehr Mittel für die Fanbetreuung zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig geht auch hier ein Appell an Polizei, Fans und Politik, die Verantwortung zum Dialog anzunehmen und nicht vermeintliche Solidarität/Corpsgeist über Recht, Verein bzw. Vernunft zu stellen.

Verbände in der Verantwortung für das Kulturgut Fußball

Der DFB und der Ligaverband tragen Verantwortung für den Erhalt des Fußballs als Massenkultur. Sie werden aufgefordert, ihre Mitgliedsvereine zur Berücksichtigung der Faninteressen anzuhalten. Der Fan-Gipfel fordert DFB und Ligaverband auf, die Aufnahme von Fanvertretern in ihre Gremien satzungstechnisch zu ermöglichen und umzusetzen. Die Verbände werden aufgerufen, mehr Mittel für präventive Fanarbeit zur Verfügung zu stellen. Erhöhung statt Umverteilung der Mittel kann die Möglichkeiten präventiver Arbeit erheblich verbessern.

Pyrotechnik

Bezüglich der Legalisierung von Pyrotechnik besteht weiterhin erheblicher Diskussionsbedarf, da eine einheitliche Position zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennbar ist. Der Abbruch der Gespräche zu diesem Thema von Seiten der Verbände stellt einen entscheidenden Wendepunkt im Verhältnis zu den Fans dar. Es darf im Dialog zwischen Verbänden, Vereinen und Fans keine Tabus geben, das gilt auch für Pyrotechnik.

[Abschlusserklärung des Fan-Gipfels – fc-union-berlin.de]

(Foto: Ostfussball.com)

Abschließend wurde sich mit eindringlichen Worten auch an die Politik gewandt:

(…) Vereine und Fans dürfen nicht für den Wahlkampf missbraucht werden. Fußball begeistert Millionen Menschen in Deutschland, er sorgt für Identifikation, soziale Strukturen und nicht zuletzt für Arbeitsplätze und erhebliche Steuereinnahmen und er genießt höchste öffentliche Aufmerksamkeit. Der Fan-Gipfel fordert die Vertreter der Politik – den Bundesinnenminister und die Innenminister der Länder – dringend auf, den Fußball nicht zu benutzen, um von politischen Versäumnissen in anderen Bereichen abzulenken. Gleichzeitig sind die Sozialminister dringend gefordert, die ihnen zustehende Verantwortung wiederzuentdecken und wahrzunehmen (…)


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